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15/03/2025

FR-behandelt versus inhärent: Was ist wirklich dran?

Diese Frage hören wir häufig auf dem Markt: „Verliert ein flammhemmend behandelter Stoff seine Schutzeigenschaften nach dem Waschen?“ Die kurze Antwort: Nein. Dennoch herrscht in diesem Bereich nach wie vor viel Unsicherheit. Deshalb erklären wir den Unterschied zwischen inhärent flammhemmenden und FR-behandelten Stoffen – einschließlich dessen, was das für den Schutz der Träger bedeutet.

Beide Stoffarten erfüllen die europäischen Normen EN ISO 11612 und EN ISO 11611. Der Unterschied liegt in der Art und Weise, wie der Stoff flammhemmend gemacht wird:

  • 1. Inhärente Stoffe enthalten Fasern wie Modacryl oder Aramid, die von Natur aus flammhemmend sind.
  • 2. FR-behandelte Stoffe bestehen aus einer zellulosebasierten Grundlage (z. B. Baumwolle), die durch eine chemische Behandlung flammhemmend gemacht wird.

Um die Leistung und Haltbarkeit beider Typen besser zu verstehen, haben wir Textilinnovator Kees Timmermans um eine fachliche Einschätzung gebeten.

1. Verliert ein FR-behandelter Stoff seine Wirkung beim Waschen?

„Das ist eines der größten Missverständnisse in unserer Branche. Viele glauben, dass ein FR-behandelter Stoff seinen Flammschutz nach einer bestimmten Anzahl von Wäschen vollständig verliert. Unsere Tests zeigen: Das stimmt nicht. Gemeinsam mit Syensqo (ehemals Solvay), dem Lieferanten von Proban, haben wir Stoffe nach 50, 100 und sogar 150 industriellen Wasch- und Trocknungszyklen gemäß ISO 15797 getestet. Danach wurden die Stoffe erneut auf ihre flammhemmenden Eigenschaften geprüft. Das Ergebnis? Der LOI-Wert (Limiting Oxygen Index) lag auch nach 150 Wäschen deutlich über der kritischen Schwelle von 26 %. Der Rückgang des LOI betrug lediglich 1,4 % – vernachlässigbar. Diese geringe Abnahme entsteht durch den natürlichen Faserverlust beim Waschen – ein normaler Prozess.“

2. Was sind die Vorteile eines inhärent flammhemmenden Stoffes?

„Der Hauptvorteil inhärenter Stoffe ist, dass die flammhemmenden Eigenschaften in der Faser selbst verankert sind. Das bedeutet: Der Schutz lässt weder durch Waschen noch durch Abnutzung nach. Fasern wie Nomex (Aramid) oder Modacryl behalten ihre Eigenschaften über die gesamte Lebensdauer des Gewebes.“

Vergleich der LOI-Werte nach Faserart (in % Sauerstoff):

Faserart / Gewebe LOI-Wert [% Sauerstoff]
Luft (Referenzwert) 21
Baumwolle / Lyocell 18–19
Polyester 20–22
Polyamid 20–24
Wolle 25–26
Modacryl 26–30
Meta-Aramid (z. B. Nomex, Kermel) 28–32
PBI (Polybenzimidazol) 40–41
PBO (Polybenzoxazol) 68
Melamin (Basofil) 30–40
Novaloid (Kynol) 30–35
Polyimid (z. B. Pi, P84) 38–41
Preox (oxidiertes PAN) >50
Kohlenstofffaser >60
Baumwoll-Polyester Proban 28,5
Proban nach 50 Waschgängen 28,0
Proban nach 100 Waschgängen 27,3
Proban nach 150 Waschgängen 27,1

3. Was sind die Vorteile eines FR-behandelten Stoffes?

„Der größte Vorteil ist das Preis-Leistungs-Verhältnis. Man erhält einen hohen Schutzgrad zu einem günstigeren Preis als bei inhärent flammhemmenden Stoffen. Unsere Tests zeigen außerdem, dass ein Proban-ausgerüsteter Stoff auch nach 150 Wäschen hervorragende Leistungen erbringt. Und in der Praxis? Kleidungsstücke werden oft schon vor der 50. Wäsche aufgrund von Abnutzung oder Beschädigung ersetzt. Deshalb sind FR-behandelte Stoffe in vielen Fällen eine kluge Wahl – hinsichtlich Schutz, Komfort und Budget. Unsere Stoffe bestehen aus Proban-ausgerüsteten Baumwollmischungen. Dank dieser Zusammensetzung bleiben die angenehmen Eigenschaften von Baumwolle erhalten, während alle Anforderungen an den Brandschutz erfüllt werden. Zudem garantiert Proban eine verlässliche Qualitätssicherung: Jede Charge wird unabhängig im Neuzustand und nach 50 industriellen Wasch- und Trocknungszyklen getestet.“

FR-behandelte Stoffe: Beständiger Schutz, auch nach intensivem Waschen

Die Annahme, dass FR-behandelte Stoffe ihre flammhemmende Wirkung durchs Waschen verlieren, hält sich hartnäckig – ist aber falsch. Unabhängige Tests belegen, dass diese Stoffe auch nach vielen Wäschen hervorragenden Schutz bieten. Sowohl inhärente als auch FR-behandelte Stoffe erfüllen die höchsten Sicherheitsstandards. Die beste Wahl hängt vom Einsatzbereich, den Risiken am Arbeitsplatz und dem verfügbaren Budget ab.

Die VH-Vision

Bei der Wahl zwischen einem inhärenten oder einem FR-behandelten Konzept ist es wichtig, die Masse, Energie und den Sauerstoffgehalt der Arbeitsumgebung zu berücksichtigen. Diese bestimmen, welche Faser mit welchem LOI-Wert erforderlich ist und ob eine Ausrüstung notwendig ist, um den Stoff flammhemmend zu machen. Wichtige Fragen im Vorfeld lauten: Welche Risikobedingungen herrschen vor? Welcher Energiemenge kann man ausgesetzt sein? Und wie hoch ist der Sauerstoffanteil? In Rettungsfahrzeugen zum Beispiel wird häufig mit zusätzlichem Sauerstoff gearbeitet – die Kleidung muss also besonders flammhemmend sein. Wer mit Öl oder Fett stark verschmutzte Arbeit verrichtet, ist einem erhöhten Risiko durch Brandbeschleuniger ausgesetzt. In diesem Fall empfehle ich ein inhärentes Konzept, um den Träger bestmöglich zu schützen.“

– Dries van Heurck, CEO

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